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Iohannes

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Vita:

T: Papst (14. Dezember 872 – 15./16. Dezember 882).

V: I. war römischer Herkunft und wurde gegen den Widerstand des Formosus (# 22001) gewählt, der seine Opposition während der ersten Jahre von I.s Pontifikat fortsetzte.

I. suchte den arabischen Einfällen in Unteritalien mit der Unterstützung der Herren von Gaeta und anderer lombardischer Fürsten zu begegnen. Zu diesem Zweck ließ er eine Flotte bauen. Bis zum Tode des fränkischen Kaisers Ludwig II. (# 24755) im Jahre 875 war sein Abwehrkampf recht erfolgreich. Am 25. Dezember 875 krönte er Karl den Kahlen zum Kaiser, der sich jedoch weit weniger als Ludwig II. in Italien engagierte. Daher suchte I. in der Folgezeit die Unterstützung des byzantinischen Kaisers. Die Situation war kompliziert, weil I. gleichzeitig versuchte, Mähren, Kroatien und Bulgarien unter päpstliche Oberhoheit zu stellen.

878/79 wandte I. sich in mehreren Briefen gegen die byzantinische Einflußnahme in Bulgarien (MGH Epp. VII, Epp. Iohannes VIII. Nr. 66–68. 70–71, 182–183. 192; allgemein: 69. 72. 184. 190–191). In ähnlicher Weise schrieb er (Nr. 196, datiert 10. Juni 879) an die Bischöfe von Nona, Iadera, Absarensum und Salona in Dalmatien. Ebenso schrieb er (Nr. 200, datiert Juni/Juli 879) an den Fürsten von Mähren, Svatopluk (# 27437), und forderte ihn auf, an der von Rom verkündeten Lehre festzuhalten. Außerdem sollte Svatopluk den Erzbischof Methodios (# 25062) nach Rom schicken, damit dessen (in Rom angezweifelte) Rechtgläubigkeit geprüft werden könne. Dies geschah auch, wie aus einem Brief (Nr. 255) vom Juni 880 hervorgeht, in dem der Papst auch die Rehabilitierung des Methodios mitteilt.

Auf dem Konzil von Konstantinopel von 879/80 sahen sich die päpstlichen Legaten Eugenius (# 21775), Paulus (# 26397) und Petrus (# 26554) gezwungen, den byzantinischen Forderungen nachzugeben und der Rehabilitation des Photios (# 26667) zuzustimmen. In diesem Zusammenhang von besonderem Interesse ist ein Brief des Papstes an Basileios I. und an dessen Mitkaiser Konstantinos (# 23742), Alexandros und möglicherweise Leon VI., der von Photios oder in dessen Auftrag ins Griechische übersetzt und dabei in wichtigen Punkten verfälscht wurde. Dieser Brief (MGH Epp., Epp. Iohannis VIII. Nr. 207 vom August 879) wurde – in seiner griechischen Übersetzung – auf dem Konzil von 879/80 verlesen. Auf dem Konzil scheint I. durch seine Legaten jetzt offiziell die byzantinische Oberhoheit über Bulgarien anerkannt zu haben. Gleichwohl versuchte er auch in der Folgezeit noch, Einfluß auf den Bulgarenherrscher Boris-Michael (# 21197) zu nehmen. In einem Brief (Nr. 259, datiert 13. August 880) an Kaiser Basileios bestätigt I. zunächst die wiederhergestellte kirchliche Einheit und dankt dem Kaiser für die Übersendung der in einem früheren Brief (Nr. 245 an den byzantinischen Oberbefehlshaber in Unteritalien, Gregorios [# 22357]) erbetenen byzantinischen Dromonen zum Küstenschutz vor der Küste Latiums (s. unten). Außerdem bedankt er sich für die Restituierung des Sergius-Klosters in Konstantinopel, das früher der römischen Kirche gehört hatte (s. dazu P), und für das Zugeständnis, daß Bulgarien der römischen Kirche unterstellt werde. Zumindest letzteres läßt vermuten, daß der Papst von den Beschlüssen des Konzils nur teilweise oder verfälscht informiert worden war.

In Zusammenhang mit dem Abwehrkampf gegen die Araber, die die westlichen Küstengebiete Italiens plünderten und auch Rom selbst bedrohten, schickte I. zwischen 877 und 879 mehrere Briefe an den byzantinischen Oberbefehlshaber in Italien, Gregorios. In dem ersten (Nr. 47 vom 17. April 877) bat er um die Entsendung von zehn Dromonen an die Küste vor Rom, in den beiden anderen ging es um den Empfang einer Gesandtschaft aus Konstantinopel, durch die das photianische Schisma beendet werden sollte. Die Flotille scheint tatsächlich an der Küste Latiums stationiert worden zu sein, wie wir aus einem Schreiben (Nr. 259) vom 13. August 880 wissen, in dem der Papst sich u. a. für die Entsendung der Schiffe bedankte.

Letztendlich blieb I. in seinen Bestrebungen, gegen die Araber in Unteritalien vorzugehen, ebenso erfolglos wie in dem Versuch, die bulgarische Kirche Rom zu unterstellen. Außerdem gelang es ihm nicht, die römische Opposition in Schach zu halten, die schließlich seinen Sturz herbeiführte.

Nach Darstellung der Vita Ignatii schickte Photios den Metropoliten Theodoros von Patras (# 27629) als Gesandten zu ihm. I. wird kurz nach seinem Tod in einem Brief des Photios erwähnt.

Q: — (Ep.): Photios, Ep. 291 (III 151 Laourdas–Westerink); MGH Epp. VII, Epp. ad res Orientales Nr. 2, p. 378,10f. — (Conc.): Kanones Deusdedit Nr. 432–437, p. 610–617; Synodicon vetus, cap. 165,1f., p. 140. — (Hag.): Vita Ignatii (BHG 817) 572C. — (Sonst.): Photios, Mystagogia 380A-B. — (lat.): Erchempert, Hist. Lang. 52, p. 256,29-31; Chron. Salernitanum 131, p. 143,7f.; Dandolo, Chron. Venet. 157,29-34; MGH Epp. VII, Epp. Iohannis VIII., zu den byzantinischen Angelegenheiten s. bes.: Nr. 46–47, p. 44–46; Nr. 66–72, p. 58–67; Nr. 182–184, p. 146f.; Nr. 190–192, p. 152–154; Nr. 196, p. 157; Nr. 200–201, p. 160f.; Nr. 206–211, p. 165–190; Nr. 255, p. 222–224; Nr. 258 (mit griech. Übersetzung), p. 227f.; Nr. 259, p. 229f.; Nr. 276, p. 243f.; Nr. 295, p. 258; Nr. 298, p. 260,7-21; Nr. 308, p. 266,33 – 267,29; MGH Epp. VII, Fragmenta Registri Iohannis VIII. Nr. 7, p. 277,23-39; Nr. 9, p. 278,13-17; Nr. 37–40, p. 294–296; MGH Epp. VII, Ludovici Imperatoris Epistola 392,15f.

L: ODB II 1052f.; LdMA V (1991) 539f.; SSS II (1964) 312f.; KME II (1995) 157–162 (Lit.). — Hergenröther II 379–449; Zlatarski, Istorija I/2 169–209. 214. 222f. 750–756. 763–766; Pochettino, Langobardi 263–270; Dvornik, Légendes 313–330; idem, in: Byz 8 (1933) 425–436; Hiestand, Regnum Italicum 24–26; Tobias, Basil 457–462; Istorija na Bălgarija II 227–234. 250f.; RdIm Nr. 996; Dölger–Müller, Regesten Nr. 496. 497. 502; Böhmer–Zielinski, Regesten 1, Nr. 626 (Juli 880).

P: Bei dem in Ep. 259 erwähnten Sergiuskloster dürfte es sich wohl um das bekannte Sergios-und-Bakchos-Kloster handeln (so die Herausgeber von Ep. 259, in: MGH Epp. VII, p. 229 Anm. 3; ebenso Janin, Églises 452; ODB III 1879). Allerdings gibt es außer Ep. 259 keine einzige Quelle, die behauptet, daß das Kloster – oder auch ein anderes der bekannten Sergios-Klöster in Konstantinopel – jemals dem Papst unterstellt gewesen sei; zu dem Sergios-und-Bakchos-Kloster cf. auch Janin, Églises 451–454.

Quellen:

  • Vita Ignatii (BHG 817)
  • Synodicon vetus
  • Photios, Epp.
  • Erchempert, Hist. Lang.
  • Dandolo, Chron. Venet.
  • Chron. Salernitanum
  • MGH Epp.
  • Kanones Deusdedit
  • Photios, Mystagogia