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Leon

24329

Λέων

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Vita:

N: Λέων Κατακοίλας (Vita Euthymii [BHG 651]), Λέων Κατάκυλας (Konst. Porph., De cerim.), Λέων Κατάκαλος (Vita Ignatii [BHG 817]), Λέων Κατακαλός (Georg. mon. cont. [Bonn]), Κατακαλών bzw. Κατακαλώ (Theoph. cont.) und Κατακαλών (Georg. mon. cont. [Istrin]; Konst. Porph., DAI) sind Varianten des Namens ein und derselben Person, wobei Katakalon der (womöglich zu dieser Zeit erst im Entstehen begriffene) Familienname gewesen sein dürfte. Skylitzes kennt nur den Namen Katakalon und führt als Bei- oder Familiennamen an: Abidelas — Ἀβίδηλας. Falls L. mit Leon Katakalites (# 24404) identisch ist, wäre Katakalites — Κατακαλίτης eine weitere Variante des Beinamens.

T: Drungarios tes biglas — δρουγγάριος τῆς βίγλας. Domestikos der Scholen (Logothetenchronik), mbulg.: domestik otborom (Symeon sl.) bzw. Magistros und Domestikos ton scholon — μάγιστρος καὶ δομέστικος τῶν σχολῶν (DAI 45,51f.); Exarchos des gegen die Bulgaren im Jahre 896 ausgesandten Heeres (Skylitzes); Mönch.

V: In so unterschiedlichen Quellen wie den Heiligenviten der Patriarchen Euthymios und Ignatios, den Geschichtswerken der Fortsetzer der Chroniken des Theophanes sowie des Mönchs Georgios und auch in zwei Schriften des Kaisers Konstantinos VII. Porphyrogennetos, nämlich De administrando imperio über die Außenpolitik des Reiches und De cerimoniis über das höfische Zeremoniell, wird ein ähnlicher, aber nicht identischer Beiname, teils mit, teils ohne den Rufnamen Leon erwähnt. In der Forschung ist des öfteren und kontrovers diskutiert worden, ob all diese Erwähnungen derselben Person zuzuordnen sind oder nicht (1). Hier wird die Ansicht vertreten, daß es sich bei all diesen Erwähnungen um ein und dieselbe Person handelt. Nimmt man nämlich sämtliche Nachrichten aller Quellen zusammen, ergibt sich daraus ein stimmiges curriculum vitae dieses hohen Würdenträgers und Militärs:

Bereits die beiden hagiographischen Quellen vermischen die beiden Stämme des Beinamens (2). Danach war L. ein Verwandter des Patriarchen Photios (# 26667) (3) und unter Kaiser Basileios I. Drungarios der Bigla, also Chef der kaiserlichen Leibwache, und damit ein enger Vertrauter dieses Kaisers. Nach Angabe der Vita Ignatii hat er zu Beginn des zweiten Patriarchats (877–886) des Photios, also 877 oder wenig später, diejenigen Anhänger des verstorbenen Patriarchen Ignatios (# 22712) gemaßregelt, die sich weigerten, mit Photios Gemeinschaft zu halten. Er ging also – wohl im Auftrag des Kaisers – gegen schismatische Kleriker vor.

Angesichts der bekannten Spannungen zwischen Basileios und seinem Sohn und Nachfolger, Kaiser Leon VI., verwundert es kaum, daß L., der einstige Drungarios der Bigla und Verwandte des Photios, nach Aussage der Vita Euthymii im Jahre 886 unter Leon VI. mit Strafschur und Verbannung sowie Konfiskation seines Eigentums bestraft wurde (4). Unter anderem wurden dabei zwei Grundstücke mit Gebäuden des L., eines im Konstantinopler Stadtteil Psamathia, nahe dem Studioskloster, und eines am Bosporos namens ta Agathu vom Kaiser konfisziert (5). Er fiel also als Vertrauter Basileios’ I. zunächst dem Revirement Leons’ VI. zum Opfer, durch das auch sein Verwandter Photios sein Amt verlor.

Die Vita Euthymii berichtet, daß Leon VI. auf dem Grundstück, das in der Nähe des Studiosklosters lag und L. gehört hatte, für Euthymios (# 21913) das Psamathiakloster erbaute. Als dieser hörte, daß sein Kloster auf konfisziertem Gut errichtet worden sei, weigerte er sich, das Geschenk anzunehmen, wenn L. nicht aus dem Exil zurückgerufen und ihm sein Eigentum wiedergegeben werden würde. Der Kaiser habe diesem Verlangen zugestimmt und L. aus der Verbannung zurückgerufen. Der inneren Chronologie der Vita zufolge müßte dies etwa 889/890 der Fall gewesen sein (6).

L. wurde im Jahre 896 von Kaiser Leon VI. (886–912) als Nachfolger des in Ungnade gefallenen Nikephoros Phokas (# 25545) zum Domestikos der Scholen ernannt und mit einem Heer, zu dem alle verfügbaren Truppen zusammengezogen worden waren, gegen den bulgarischen Zaren Symeon (# 27467) ausgeschickt. Sein Unterfeldherr war der Patrikios und Protobestiarios Theodosios (# 27898). Die beiden Armeen trafen bei Bulgarophygon aufeinander, und die Byzantiner erlitten eine schwere Niederlage, in der neben vielen anderen auch Theodosios fiel, während L. sich mit wenigen Begleitern “mit Schimpf und Schande” (Skylitzes: αἰσχρῶς μετ᾿ ὀλίγων τινῶν ... περισωθέντος) nach Bulgarophygon retten konnte (7).

Die Logothetenchronik (8) erwähnt bei der ersten Nennung des L. (hier: Leon Katakalos), daß dieser ein Haus in Rhabdos (ἐν τῇ  Ῥάβδῳ τὴν οἴκησιν ἔχοντα) besessen habe. Diese Angabe findet sich weder bei Theoph. cont. noch bei Skylitzes und ebenfalls nicht im zur Logothetenchronik gehörenden und meist mit Leon gr. übereinstimmenden Symeon sl. (117,16f.).

Es dürfte sich sehr wahrscheinlich um denselben Feldherrn handeln, der mit seinem Heer die wichtige Festung Theodosiupolis und die umliegenden Gebiete eroberte, wie sich aus zwei sehr zeitnahen Quellen ergibt (9). Theodosiupolis und Phasiane blieben im Anschluß, wenigstens bis zum Zeitpunkt der Abfassung von Leonis imp. Tactica oder bis zum Tode Leons VI. im Jahre 912, eine Zeitlang unter byzantinischer Herrschaft, müssen aber zwischen diesem Zeitpunkt und der erneuten byzantinischen Eroberung der Festung und Region durch Ioannes Kurkuas (# 22917), die dann wohl in den 30er oder frühen 40er Jahren des 10. Jh.s erfolgte, wieder an die Araber gefallen sein.

Schließlich berichtet Konstantinos VII. Porphyrogennetos von einem ehemaligen Magistros Λέων Κατάκυλας, der im Sigrianekloster, wo er Mönch geworden war, im Auftrage Leons VI., also vielleicht noch vor 912, eine Schrift über kaiserliche Feldzüge verfaßt hatte, die Konstantinos VII. vorlag. Allerdings war dabei aus dem Militär kein großer Literat geworden, denn Konstantinos nimmt an dessen mangelhaftem Griechisch Anstoß (11).

Anmerkungen: — (1) Bereits 1888 hatte C. de Boor in seiner editio princeps der Vita des Patriarchen Euthymios (BHG 651), allerdings ohne die Erwähnung bei Theoph. cont. zu berücksichtigen, sich dafür ausgesprochen, nur eine Person anzunehmen. Zu dem Problem geäußert haben sich in der einen oder anderen Weise ferner u. a. S. Papademetriu, V. N. Zlatarsky, N. Bǎnescu, R. J. Jenkins, B. Laourdas, C. Mango und P. Karlin-Hayter. Vor nicht allzu langer Zeit mahnte Winkelmann, Quellenstudien 171f., erneut zur Vorsicht bei der Identifizierung und streute eher Zweifel; J. F. Haldon, Comm. 180f. erwähnt zwar die Identifizierungsmöglichkeiten, scheint sich aber nicht eindeutig festlegen zu wollen. — (2) “Katakila-” und “Katakalo-”, cf. auch Papademetriu, in VV 6 (1899) 169, wobei dort die Identität unzweifelhaft ist. — (3) Vita Ignatii: γαμβρός; Vita Euthymii: συγγενὴς. — (4) Vita Euthymii (BHG 651) II, p. 11,14-18 (Karlin-Hayter): ... Λέων ὁ γεγονὼς δρογγάριος, ὁ Κατακοίλας, ὃς καὶ συγγενὴς ὑπῆρχεν Φωτίου, ... — (5) Vita Euthymii (BHG 651) IV, p. 27,21f.; V, p. 29,29-33 (Karlin-Hayter); Georg. mon. cont. (Bonn) 855,11f. erwähnt zum Jahre 895/96, daß L. ein Haus in ἡ  Ῥάβδος gehabt habe (nicht bei Theoph. cont.). — (6) Vita Euthymii (BHG 651) IV, p. 27,17-22; V, p. 29,26 – 31,26 (Karlin-Hayter). — (7) Theoph. cont. VI 10, p. 360,8-14; Skylitzes, Leon 14, p. 178,46-56; Symeon log. (Leon gr. 269,6-13; Theod. mel. 188,5-11; Symeon sl. 117,15-19); Symeon log. (Wahlgren) 133,132-138; Georg. mon. cont. (Bonn) 855,10-16; Georg. mon. cont. (Muralt) 1097B–1100A; Georg. mon. cont. (Istrin) 28,16f. 24-29; Ps.-Symeon 702,2-5; Zonaras XVI 12, p. 444,5-8. — (8) Symeon log. (Leon gr. 269,8; Theod. mel. 188,6), Symeon log. (Wahlgren) 133,133f., Georg. mon. cont. (Bonn) 855,11f. und Georg. mon. cont. (Muralt) 1097C. — (9) Zum einen Konst. Porph., DAI 45,50-55, p. 206–208: ..., ὃς ἐλθὼν ἐν τῷ κάστρῳ Θεοδοσιουπόλεως καὶ τὰ πέριξ αὐτῆς ληϊσάμενος ... Das Partizip ληϊσάμενος ist hier wohl eher mit “eroberte, gewann, erwarb” (“conquered, won, acquired”) zu übersetzen und nicht mit “verwüstete, verheerte” (“ravaged”) wie in der Übersetzung des DAI durch R. J. H. Jenkins, cf. LSJ s. v. Konst. Porph. spricht an dieser Stelle zwar auch von der großen Zerstörung, die dieser Feldzug in Phasiane anrichtete, dennoch ist der “große Schlag” (μεγάλην πληγὴν), den L. durch seinen Feldzug den Arabern versetzte, zweifellos in der Eroberung der wichtigen Festung Theodosiupolis zu sehen und nicht in der Verwüstung des Landstrichs; cf. dazu auch Runciman, in: DAI, Comm. 176: “it was probably captured by Katakalon in 902”. Abwegig sind in diesem Kontext die Überlegungen zur Stelle bei Honigmann, Ostgrenze 79 Anm. 2, der diese Nachricht auf die Eroberung von Theodosiupolis unter Konstantin V. im Jahre 751 oder 754/55 bezog; dies scheint durch den Text selbst ausgeschlossen. Wenn es bei Konst. Porph. heißt, daß L. aus Phasiane zurückkehrte (ὑπέστρεψεν), heißt dies keineswegs, daß er die Region militärisch aufgab, sondern lediglich, daß er sich als Oberkommandierender des Heeres aus der Gegend zurückzog, die er zuvor sicherlich militärisch gesichert und mit einem entsprechenden Kommando und Truppen versehen hatte. Bestätigt wird die Eroberung von Leonis imp. Tactica XVIII 141, col. 981A (PG); 18,676f. (Dennis), wo wohl ebenfalls von diesem Feldzug und Feldherrn die Rede ist: ὁ κατὰ τὸν μικρῷ παρελθόντα καιρὸν (sc. unter Leon VI.) τὴν Θεοδοσιούπολιν ὑπ᾿ ἐκείνων κατεχομένην ἀφελόμενος στρατηγὸς καὶ τῇ ἡμετέρᾳ αὐτὴν ὑποτάξας βασιλείᾳ (sc. unter Leon VI.). Die Rückeroberung von Theodosiupolis wird ebenfalls erwähnt bei Arethas, Scripta minora Nr. 61, II, 28,5, allerdings ohne Erwähnung eines Feldherrn. — (11) Konst. Porph., De cerim., App., p. 94–96,31 (Haldon); p. 457,1-3 (Reiske): πολλὰ βάρβαρά τε καὶ σόλοικα καὶ ἀσυνταξίας ἡ τούτου συγγραφὴ περιεῖχεν.

W: Eine Schrift über die kaiserliche Kriegführung, cf. Konst. Porph., De cerim. p. 94,24 – 96,39 (Haldon); p. 456,16 – 457,13 (Reiske); cf. dazu P. Speck, in: Varia III, 269–292.

Q: — (Hist.): Theoph. cont. VI 10, p. 359,22; 360,8-14; Skylitzes, Leon 13, p. 178,40f.; 14, p. 178,46-56; Symeon log. (Leon gr. 269,6-13; Theod. mel. 188,5-11; Symeon sl. 117,15-19); Symeon log. (Wahlgren); Georg. mon. cont. (Bonn; Muralt; Istrin); Zonaras. — (Hag.): Vita Ignatii (BHG 817) 569D–572A; Vita Euthymii (BHG 651). — (Fs.): Konst. Porph., DAI 45,50-55, p. 206–208; idem, De cerim., App. (Haldon; Reiske); Leonis imp. Tactica XVIII 141 (PG); 18,676f., p. 488 (Dennis) (ohne Namensnennung).

L: De Boor, in: Vita Euthymii (BHG 651) 140–142; Jenkins–Laourdas–Mango, in: BZ 47 (1954) 13f.; DAI, Comm. 173f.; Guilland, Recherches I 569f.; Karlin-Hayter, in: Vita Euthymii (BHG 651) 161; Haldon, Treatises 180–182 (Lit); Winkelmann II 171f. 209. 216 (mit Diskussion der verschiedenen Möglichkeiten). — Zur Familie Katakalon cf. ODB II 1113; Gautier, in: REB 29 (1971) 247f.

P: Der bei Skylitzes genannte Exarchostitel dürfte hier nicht technisch gemeint sein, sondern den Oberbefehlshaber über das Heer bezeichnen, das aus den westlichen und östlichen Themen, den Tagmata und noch weiteren Truppen zusammengezogen worden war. — Möglicherweise ist L. identisch mit Leon Katakalites (# 24404), der 913 an dem Usurpationsversuch des Konstantinos Dukas (# 23817) beteiligt war und in der Folge mit Blendung und Verbannung bestraft wurde.

Angehörige (anonym):

1. Verwandte: 24329A

V: Sie setzten sich etwa 888 bei dem späteren Patriarch Euthymios (# 21913) für die Begnadigung des L. ein, die dieser dann auch bei Kaiser Leon VI. erwirken konnte.

Q: — (Hag.): Vita Euthymii (BHG 651) cap. 5, p. 29,26 – 31,26.

Quellen:

  • Konst. Porph., DAI
  • Vita Ignatii (BHG 817)
  • Theoph. cont. 6
  • Skylitzes
  • Vita Ignatii (BHG 817)
  • Leon gr.
  • Theod. mel.
  • Georg. mon. cont. (Bonn)
  • Georg. mon. cont. (Muralt)
  • Ps.-Symeon
  • Georg. mon. cont. (Istrin)
  • Vita Euthymii (BHG 651)
  • Zonaras
  • Konst. Porph., De cerim.
  • Symeon sl.
  • Symeon log. (Wahlgren)
  • Symeon log.
  • Leon VI., Tactica